Wenn die Sonne im Herbst rauskommt, zieht es mich nach draußen. Die goldenen Herbsttage sind einfach zu schön, um sie im Haus zu verbringen. An einem warmen Oktobertag erkunde ich den Knoops Park im Bremer Norden. Dieser umfasst eine Fläche von 65 Hektar. Leider habe ich nur zwei Stunden Zeit für eine kleine Wanderung. Trotzdem möchte ich ganz viel von der Parkanlage sehen. Da wäre gar nicht so einfach, wenn ich nicht im Vorfeld schon auf einen kompetenten Parkführer gestoßen wäre: Christof Steuer ist Vorsitzender des Fördervereins Knoops Park e.V. und führt regelmäßig Interessierte durch das Areal. Wenn einer sich hier auskennt, dann ist er das!
Los geht der Spaziergang am Parkplatz Raschenkampsweg. Einmal die Straße überquert und schon sind wir im Grünen: Als erstes fällt ein rotes Backsteinhaus mit angrenzendem Wasserturm ins Auge. Das Kulturdenkmal wurde circa 1882 erbaut und gehört wie alle Häuser im Park zur Liste der Kulturdenkmäler in Burglesum.
Dass der Park über eine lange Geschichte verfügt, wird mir bereits an der nächsten Ecke klar: Wie gehen über eine kleine Brücke, die über einen alten gepflasterten Weg führt. Wo heute Laub liegt, fuhren früher Torfkähne aus dem Teufelsmoor entlang.
Ein leises Blätterrascheln ist zu hören, ansonsten ist die Steinberghöhe, eine mit Bäumen umrandete Wiese, menschleer und ruhig. Im August sieht das anders aus – 3000 Menschen kommen an einem ganz besonderen Wochenende hier zusammen. Seit 1995 spielt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bei „Sommer in Lesmona“ unter freiem Himmel. Das Publikum lauscht Konzerten und Lesungen und gut Vorbereitete verspeisen Leckereien aus den mitgebrachten Picknickkörben.
An den bunten Laubbäumen vorbei geht es zum schönsten Aussichtspunkt der Route: Von der weißen Bank auf der Steinberghöhe lässt es sich bis auf das andere Lesumufer blicken.
Geschlungene Wege führen uns nun zu der Stelle, an der einst das Schloss des Namensgebers der Parkanlage stand. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ sich der Kaufmann Baron Ludwig Knoop hier seine Sommerresidenz errichten. Ein wirklich schöner Platz für ein Schloss! Nah an der Lesum und Bäume und Grün soweit das Auge reicht. Von dem Bauwerk ist heute leider nichts mehr übrig. Immerhin: Den Schlossteich gibt es noch und Pflastersteine markieren den Umriss des Schlosses.
Knoops dichteste Nachbarn waren die zwölf Apostel. Dabei handelt es sich um zwölf große Linden. Die anderen Nachbarn waren Knoops vertraut: Er baute für die Familien seiner Töchter Häuser ebenfalls Landsitze.
Der Rundweg führt weiter ans Ufer der Lesum. Hier gibt es einen Lieblingsort für die Kleinen: Ein liebevoll gestalteter Spielplatz lädt zum Toben ein. Wer lieber rasten möchte, kann direkt am Ufer auf einer Bank Platz nehmen. Admiral Brommy kann sich an der Lesum gar nicht satt sehen. Vollkommen ruhig schaut er jeden Tag aufs Wasser. Die Büste des Marineoffiziers und Befehlshabers der Reichsflotte bringt noch mehr Geschichte in den Knoops Park.
Radfahrende, FußgängerInnen und LäuferInnen nutzen den breiten Weg, der an Lesum entlang führt. Eine große Wiese lädt zum Verweilen ein. Hier lässt es sich im Sommer bestimmt gut aushalten! Der Rastplatz am Ufer sieht auch sehr einladend aus. Wer keinen Proviant dabei hat, kann sein Glück als SammlerIn versuchen: Im April und Mai kann man im Park Bärlauch ernten, im Oktober sammeln einige ParkbesucherInnen Esskastanien. Auch AnglerInnen warten an der Lesum auf den großen Fang.
Im südwestlichen Teil des Parks stehen noch die alten Landgüter aus dem 19. Jahrhundert. Das wohl bekannteste und älteste Haus ist hier das Haus Lesmona. Hier spielte sich einst eine traurige Liebesgeschichte ab: Magdalene Melchers, die Tochter eines Konsuls verliebt sich in ihren Cousin Percy, der jedoch für ihre Familie nicht als Gatte in Betracht kommt. Die beiden erleben eine bittersüße Romanze, da sie wissen, dass ihre Beziehung nicht von Dauer sein kann. Unter dem Pseudonym Marga Berck veröffentlich Melchers 1951 die Briefe, die sie an ihren geliebten Percy und ihre beste Freundin Bertha schrieb. Heute ist in dem Haus eine Galerie mit angrenzendem Garten, ein Skulpturenpark, untergebracht. Nicht weit entfernt, unterhalb von Haus Lesmona am Brommyweg, steht eine Skulptur der Schriftstellerin. Der unbekannte Blumenbringer hat sie auch besucht.
Ein weiteres Landhaus aus dem 19. Jahrhundert liegt an dem Rundweg, den der Förderverein Knoops Park erarbeitet hat. Das Haus, das Elemente aus verschiedenen Epochen vereint, wurde einst von Adele Wolde, einer Tochter des Barons, bewohnt. An herbstlichen Laubbäumen vorbei, führt der geschlungene Weg an einem Rosarium vorbei, das im Sommer sicher eine Pracht ist. Von dort sind es nur noch wenige Meter bis zum Startpunkt des Spaziergangs.
Nach dem etwa zweistündigen entspannten Fußmarsch habe ich Appetit und bestelle Kuchen im Kunstcafé Kränholm. Im ehemaligen Obergärtnerhaus von Baron Knoop befindet sich heute eine Kunstgalerie mit eigener Backstube. Den Spaziergang so zu beenden, kann ich sehr empfehlen!

Kunstcafé Kränholm, Fotos: Inga Harenborg
Nachfolgend findet ihr die Route. Von der gezeichneten Karte (siehe unten) sind wir ein wenig abgewichen: An der Jünglingshöhe sind wir nach Norden gegangen bis zu dem Teich kurz unter der Straße „Auf dem Hohen Ufer“. Von dort zur 1 „Statue Ludwig Knoop“ und weiter zur 4 „Umriss Schloss“.

Rundweg durch den Knoops Park, Vorschlag des Förderverein Knoops Park e.V.
Gastbeitrag und Fotos von Vanessa Reiber
WFB Wirtschaftsförderung Bremen
Übrigens: In Knoops Park findet ihr auch den Blindengarten. Und wenn euch die Tour nicht lang genug ist, dann wandert doch einmal durch Bürgerpark und Stadtwald.
Und wenn Christof Steuer einmal keine Zeit für dich hat, dann sind die Bremen-Greeter gerne für dich da. Deinen kostenlosen Greet (Stadtteilspaziergang) kannst du hierher anmelden. http://www.bremen-greeter.org